Großbritannien und Deutschland haben ähnliche Ziele beim Klimaschutz, verfolgen jedoch unterschiedliche energiepolitische Strategien. Diese Unterschiede beziehen sich sowohl auf die Wahl von Technologien (Nuklearenergie vs. erneuerbare Energien), als auch auf die Anwendung energiepolitischer Instrumente. Das Ecologic Institut organisierte vom 21. bis 25. Mai 2012 ein Programm für sieben Wissenschaftler, Entscheidungsträger und Journalisten aus Großbritannien, um Aspekte der Energiewende in Deutschland kennenzulernen und mit Vertretern von Ministerien, Think Tanks, NGOs sowie mit Wissenschaftlern und Bundestagsabgeordneten zu diskutieren.

Das Besuchsprogramm begann mit einem Dinner Gespräch mit R. Andreas Kraemer, Director des Ecologic Instituts und Koordinator des Deutsch-Britischen Umweltforums (DBUF oder BGEF), der die Entscheidung zur Energiewende in den Kontext internationaler Umwelt- und Energiepolitik stellte. Das folgende viertägige Programm bot den Teilnehmern die Möglichkeit, mit Politikern, Wissenschaftlern und weiteren Experten zu diskutieren und somit detaillierte Einsichten in die vielfältigen Chancen und Herausforderungen bei der Umsetzung der Energiewende zu erhalten und gleichzeitig Erfahrungen aus Großbritannien in die Diskussionen mit einzubringen. Das Programm beinhaltete u. a. folgende Programmpunkte:

• Treffen mit Franzjosef Schafhausen, Ministerialdirigent, Klimaschutz, Umwelt und Energie im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) zu den politischen Rahmenbedingungen der Klima- und Energiepolitik in Deutschland und Europa.
• Präsentation und Diskussion mit Prof. Dr. Diethard Mager, Ministerialrat, Leiter der Unterabteilung Grundsatzfragen, Energieforschung, Erneuerbare Energien, Kohle im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi)
• Treffen mit den Bundetagsabgeordneten Bärbel Höhn, stellvertretende Fraktionsvorsitzende, Bündnis 90/Die Grünen, Ulrich Kelber, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion und Josef Göppel, CDU/CSU, Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
• Diskussion mit Rainer Hinrichs-Rahlwes, Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) und Alexander Knebel, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Agentur für Erneuerbare Energien e.V.
• Präsentation und Diskussion mit Leon Macioszek, Direktor, Büro Berlin und Bettina Dorendorf, Senior Economist, Product Development Housing, beide von der KfW Bankengruppe zu den Rahmenbedingungen für Hauskrediten zur Förderung von privaten Investitionen im Bereich erneuerbare Energien und Energieeffizienz
• Dinner Diskussion mit Dr. Christian Hey, Generalsekretär und Prof. Dr. Miranda Schreurs, beide vom Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU). Prof. Schreurs ist außerdem Leiterin des Forschungszentrums für Umweltpolitik der Freien Universität Berlin.
• Diskussion mit Prof. Dr. Ottmar Edenhofer, Vorsitzender der Arbeitsgruppe III des IPCC sowie stellvertretender Direktor und Chefökonom und Dr. Brigitte Knopf, stellvertretende Leiterin des Forschungsbereichs III Nachhaltige Lösungsstrategien und Leiterin der Arbeitsgruppe Energiestrategien Europa und Deutschland, beide beim Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK)
• Gespräch am Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) mit Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Klaus Töpfer, Executive Director des IASS und Ko-Vorsitzender der Ethikkommission für sichere Energieversorgung (2011)
• NRO Frühstücksdiskussion mit Sascha Müller-Kraenner, Senior Advisor und Europarepräsentant von The Nature Conservancy und Tobias Münchmeyer, stellvertretender Leiter der Politischen Vertretung von Greenpeace Deutschland in Berlin
• Gespräch mit Dagmar Dehmer, Redakteurin des "Der Tagesspiegel"

Eine Exkursion in das Dorf Feldheim in Brandenburg stellte das Gesamtkonzept für die in diesem Ort errichtete dezentrale regenerative Energieversorgung vor. Sie ermöglicht vollständige Energieautonomie.

Ein Riverside Chat zur Transformation des deutschen Energiesystems mit weiterenExperten der Berliner Politikszene ermöglichte einen weiteren Austausch zu der Thematik.

Das Besuchsprogramm wurde vom Auswärtigen Amt finanziert und in enger Zusammenarbeit mit der Deutschen Botschaft in London organisiert und umgesetzt.

Artikel und Dokumente

• Busting the carbon and cost myths of Germany's nuclear exit (Damian Carrington, Head of environment, in Damian Carrington's Environment Blog, 23 May 2012)
• Germany's renewable energy revolution leaves UK in the shade (Damian Carrington, Head of environment, The Guardian, Mittwoch 30. Mai 2012, Englisch)
• San Francisco Chronicle und AICGS Advisor: The nuclear endgame begins in Germany
• Abschlussbericht [pdf, 1.2 MB, Deutsch] der "Ethik-Kommission Sichere Energieversorgung"