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Ecologic Institut Newsletter Nr. 229 – Oktober 2021

Ecologic Institut Newsletter Nr. 229 – Oktober 2021

50 Jahre Umweltprogramm

Ecologic Institut Newsletter

1971 trat das erste Umweltprogramm Deutschlands in Kraft und ist bis heute aktuell

Liebe Leserinnen und Leser,

Vor 50 Jahren, am 14. Oktober 1971, wurde das Umweltprogramm der Bundesregierung verabschiedet. Schon auf der ersten Seite des Umweltprogramms werden Aussagen getroffen, die in ihrer Weitsicht bemerkenswert sind und an Aktualität nichts verloren haben. So heißt es beispielsweise: "Maßstab jeder Umweltpolitik ist der Schutz der Würde des Menschen". Auch das Recht auf eine bessere Umwelt für jetzige und künftige Generationen ist bereits vermerkt. Mit dem Umweltprogramm wurde erstmals in der Bundesrepublik Deutschland die Umwelt als Politikfeld definiert und darin drei Prinzipien verankert, die seitdem prägend für die deutsche Umweltpolitik sind: das Vorsorgeprinzip, das Verursacherprinzip und das Kooperationsprinzip. Durch das Umweltprogramm kam es zudem bald zu einer Reihe von wichtigen Umweltgesetzen – zum Beispiel dem Benzinbleigesetz, 1971; dem DDT-Gesetz, 1972; dem Bundesimmissionsschutzgesetz, 1974 und dem Naturschutzgesetz, 1976 – von denen einige heute noch von großer Bedeutung sind. Auch auf die Veränderung des Klimas – hier noch Wärmehaushalt der Erde genannt – und die Notwendigkeit von meteorologischen Beobachtungen weist bereits das erste Umweltprogramm hin.

Ebenfalls in Richtung der Wissenschaft wirkte das Umweltprogramm: In seiner Folge wurde der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) von der Bundesregierung einberufen und das Umweltbundesamt gegründet, womit ein Grundstein für die Institutionalisierung der wissenschaftlichen Umweltpolitikberatung in Deutschland gelegt wurde.

1976 folgte die erste Fortschreibung des Umweltprogramms der Bundesregierung und kann als Beginn eines "Nachhaltigkeitsprogramms" bezeichnet werden, das politische Rituale und Rhythmen etablierte, die wesentlich zur Stabilisierung der Umweltpolitik in Deutschland beigetragen haben.

Das Ecologic Institut trägt seit über 25 Jahren mit praxisrelevanter Forschung und kritischen Analysen zur wissenschaftlichen Umweltpolitikberatung bei. Anlässlich des 50. Jahrestages des Umweltprogramms führt das Ecologic Institut im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit eine zeithistorische Untersuchung zur deutschen Umweltpolitik seit 1971 durch. Lesen Sie mehr dazu auch in diesem Newsletter.

Viel Spaß beim Lesen

Dr. Grit Martinez

Veröffentlichungen

Treiber und Belastungen ausgewählter wasserwirtschaftlicher Schlüsselprobleme – Bericht

Dieser Bericht gibt einen europaweiten Überblick über die wichtigsten Treiber und Belastungen, die den Kern der wasserwirtschaftlichen Herausforderungen bilden. Er zeigt auf, wodurch die europäischen Wasserkörper am stärksten gefährdet sind und weshalb umweltpolitische Zielvorgaben nicht erreicht werden können. Der EUA-Bericht "Drivers of and pressures arising from selected key water management challenges – A European overview" wurde gemeinsam vom Ecologic Institut, dem deutschen Umweltbundesamt und der Europäischen Umweltagentur verfasst.

Auswirkungen des Klimawandels auf Treibsel – Fact Sheet

Dieses Informationsblatt für das Projekt INNOVA illustriert eine Literaturübersicht über die Auswirkungen des Klimawandels auf Treibsel an der deutschen Ostseeküste. Treibsel besteht hauptsächlich aus Blasentang und Seegras, und es ist wahrscheinlich, dass der Klimawandel verschiedene Auswirkungen auf diese Pflanzen haben wird. Aspekte wie steigende Wassertemperaturen, Erosion, Veränderungen des Salzgehalts, Eutrophierung oder Sauerstoffmangel werden vom Klimawandel beeinflusst. Dies wird direkte Auswirkungen auf die Zusammensetzung und die Menge des Treibsel haben, das an den Ostseeküsten anlandet. Das Fact Sheet des Ecologic Instituts steht als Download zur Verfügung.

Küstenstädte und urbane Flusslandschaften unter Druck – Artikel

Küsten und Meere sind beide durch intensive sozial-ökologische Interaktionen geprägt, in jüngster Zeit durch die industrielle Aneignung der Küsten weltweit und der Ozeane als Mülldeponie für Hafenindustrien und landgestützte Produktionsanlagen. Im September veröffentlichte die transdisziplinäre Geschichtszeitschrift Global Environment eine Sonderausgabe zum Thema "Küstenstädte" und deren Kampf um Bewältigungsmechanismen für die jüngste Krise. Das Sonderheft wurde vom Ecologic Institut herausgegeben.

Verbesserte Finanz-, Wirtschafts- und Governance-Strukturen zur Rettung von Wäldern und Ozeanen – T20 Policy Brief

Wälder und Meere sind lebenswichtig für das Klima, die biologische Vielfalt und die Menschen, aber sie sind degradiert und ihre Ökosystemleistungen sind ernsthaft beeinträchtigt. Hauptsächlich, weil die aktuellen finanziellen, wirtschaftlichen und politischen Strukturen ungeeignet sind, die Probleme adäquat zu lösen. Die Autoren dieses T20-Politikpapiers, unter ihnen R. Andreas Kraemer und Dr. Nico Stelljes (Ecologic Institut) schlagen vor, dass die G20 dazu beitragen, das REDD+ Klimainstrument für Wälder zu stärken und es auf 'blauen Kohlenstoff' aus Küsten- und Meeresökosystemen auszuweiten. Der T20-Policy Brief steht zum Download bereit.

Wie die G20 zu einem erfolgreichen Klimagipfel in Glasgow beitragen kann – Artikel

Nur wenige Wochen vor dem UN-Klimagipfel (COP26) wurde Dr. Camilla Bausch eingeladen, einen Beitrag für die vom ISPI veröffentlichte Publikationsreihe "Klimawandel: Ein globaler Kampf am Wendepunkt" zu verfassen. Ihr aktueller Beitrag erläutert die Komplexität der Themen und der internationalen politischen Landschaft im Vorfeld der COP26. Der Artikel steht online zur Verfügung.

Präsentationen und Veranstaltungen

Wachstum in Zeiten des Klimawandels: Wege zu einem grünen Aufschwung – Dr. Camilla Bausch auf dem T20-Gipfel

Die italienische Regierung hat "People, Planet, Prosperity" zum Leitthema ihrer G20-Präsidentschaft erklärt. Die Abschlusskonferenz der Think 20 (T20), die Anfang Oktober in Mailand stattfand, stellte zur Diskussion, wie die G20 zu diesem Themenfeld beitragen könnte und sollte. Hochrangige Rednerinnen und Redner aus den verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen diskutierten die gegenwärtige globale Situation und die von den T20 erarbeiteten Empfehlungen. Zu den Beitragenden gehörten zum Beispiel Kristalina Georgieva (Direktorin des IWF), Tedros Shonom Ghebreyesus (Generaldirektor der WHO) und Ester Duflo (Nobelpreisträgerin für Wirtschaft 2019). Eine Aufzeichnung der Veranstaltung steht online zur Verfügung.

ICAP Online-Akademie zum Emissionshandel

In den langjährigen Arbeiten des Ecologic Instituts zum Kapazitätsaufbau für Emissionshandel wurde von Mitte August bis Mitte September 2021 das neue Flagschiff auf den Weg gebracht: die ICAP Online-Akademie zum Emissionshandel. Insgesamt 79 Teilnehmende lernten in vier Modulen verschiedene Aspekte des Emissionshandels kennen. Die Akademie bot den Teilnehmenden die Möglichkeit, ihr Verständnis für die Gestaltung und Umsetzung des Emissionshandels zu vertiefen und durch praktische Beispiele, Erfahrungen und Fallstudien zu veranschaulichen. Aufzeichnungen einiger Webinare stehen online zur Verfügung.

Politikanalysen für Anpassungsoptionen und COACCH Co-design Aktivitäten – Workshop

Das COACCH-Projekt veranstaltete vier interaktive Workshops, um die Aktivitäten und Outputs des Projekts gemeinsam mit Stakeholdern zu gestalten. Die ersten drei Workshops, die zwischen 2018 und 2020 stattfanden, lieferten wichtige Beiträge für das Projekt. Im vierten und letzten kollaborativen Workshop, der am 9. und 10. September 2021 stattfand, wurden die finalen Ergebnisse des Projektes diskutiert. Über 40 Stakeholder aus acht europäischen Ländern nahmen an dem virtuellen Workshop teil. Die Zwischenergebnisse des Projekts wurden vom Ecologic Institut für den Workshop zusammengefasst.

Städtische Maßnahmen für einen New Deal für die Natur – Moderation

Nachhaltige Städte und Infrastrukturen sind einer von acht möglichen Entwicklungspfaden hin zu einem Leben im Einklang mit der Natur sowie zur Erreichung der Biodiversitätsvision 2050. Um dieses Potenzial zu nutzen, organisierte das Ecologic Institut gemeinsam mit dem ICLEI Afrika-Sekretariat und der Durham University auf dem IUCN-Weltnaturschutzkongress am 7. September 2021 die Veranstaltung "Urban Action Towards a New Deal for Nature". Die Veranstaltung, die McKenna Davis vom Ecologic Institut moderierte, zeigte den Erfolg städtischer Maßnahmen für die biologische Vielfalt anhand von Erkenntnissen und Erfahrungen aus aller Welt.

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Wissen. Wandel. Berlin. 2021 – Ecornet-Berlin-Jahrestagung

Im Forschungsverbund Ecornet Berlin geben fünf Berliner Institute der transdisziplinären Nachhaltigkeitsforschung, darunter das Ecologic Institut, gemeinsam Impulse für den Wandel Berlins. Ihre Jahrestagung "Wissen. Wandel. Berlin. 2021" bringt aktuelle Forschungsergebnisse in den Dialog mit Erfahrungen aus anderen Städten und den Stimmen der Berliner Praxis und Zivilgesellschaft – für eine soziale und ökologische Hauptstadt. Die Jahrestagung findet am 2. November 2021 in Berlin statt.

Klimaneutralität in Politik und Gesellschaft verankern – Wissen für Wandel

Deutschland will bis 2045 klimaneutral werden, die EU bis 2050. Beide Ziele wurden 2021 rechtlich verbindlich verankert, ein wichtiger Durchbruch auf dem Weg zum strukturellen Umbau zu einer klimafreundlichen Wirtschaftsweise. Welche weiteren Durchbrüche sind nötig, um diesen Wandel in der Gesellschaft zu verankern und seine Umsetzung zu ermöglichen? Wie kann die Verantwortung von Individuen wie Wirtschaftsakteuren für Klimaschutz realisiert werden? Wir laden Sie herzlich ein, diese Fragen mit Matthias Duwe vom Ecologic Institut am 26. Oktober 2021 zu diskutieren. Bitte melden sie Ihre Teilnahme an.

News

50 Jahre Umwelt-programm

50 Jahre Umweltprogramm

Am 14. Oktober 1971 wurde das erste Umweltprogramm der Bundesrepublik unter einer sozialliberalen Regierungskoalition verabschiedet. Es markiert den Beginn einer Ära der politischen Verantwortung für die durch Menschen verursachten Veränderungen in Natur und Umwelt, aber auch den Anspruch, Bürgerinnen und Bürger im politischen Diskurs an ökologischen Fragen teilhaben zu lassen. Nicht zuletzt erhebt das Umweltprogramm die Umweltfrage zu einer Frage von sozialer Dimension. Anlässlich des 50. Jahrestages des Umweltprogramms führt das Ecologic Institut im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt eine zeithistorische Untersuchung zur deutschen Umweltpolitik seit 1971 durch.