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Ecologic Institut Newsletter Nr. 213 – Mai 2020

 

Inhalt:

  1. Nachhaltigkeitskriterien für Europas Konjunkturprogramme – Veröffentlichung
  2. Geld allein macht nicht glücklich – Veröffentlichung
  3. Klimaschutz in der Corona-Krise verlangsamen? – Veröffentlichung
  4. Die "Farm to Fork"-Strategie der EU: Was muß als nächstes kommen? – Veröffentlichung
  5. Für eine entschlossene Umweltpolitik in Deutschland und Europa – Diskussion
  6. (Einweg-)Plastik bleibt trotz und gerade wegen der Pandemie eine Herausforderung!
  7. Grüne Erholung durch naturbasierte Lösungen fördern
  8. Bekämpfung des Klimawandels: Städten eine Stimme geben – Veröffentlichung
  9. Reaktionen auf die Coronavirus-Pandemie 2019-2021 – Veröffentlichung
  10. SPRINT-Projekt soll Pestizidreduktion beschleunigen
  11. Auswirkungen der Pandemie auf die Ressourcenpolitik
  12. Wildlife Crime – eine Bedrohung auch der menschlichen Gesundheit
  13. Lehren aus den Konjunkturprogrammen von 2009 – Analysen des Ecologic Instituts
  14. Think Sustainable Europe: neues Think-Tank-Netzwerk gestartet – News
  15. Ecologic Institut stellt vor: Drei neue Senior Policy Advisor – News
  1. COVID-19 und Umweltforschung

    Aus Vergangenheit und Gegenwart lernen, um Zukunft zu gestalten. Das ist die Herausforderung, vor der Gesellschaften weltweit heute stehen.

    Was passiert, wenn Warnungen aus der Wissenschaft nicht gehört werden, führt uns die gegenwärtige Pandemie schmerzhaft vor Augen. Sie zeigt auch, wie wenig resilient unsere hochkomplexe Welt trotz aller technischer Errungenschaften im Falle eines solchen globalen Schocks ist.

    Jetzt gilt es, schnell und umsichtig zu handeln – unter Berücksichtigung vieler auch widerstreitender Interessen und Ziele. Den unmittelbar Hilfsbedürftigen gilt es beizustehen. Mit Blick auf die weitreichenden, langfristig wirkenden Maßnahmen und Entwicklungen müssen wir uns als Gesellschaft mit neuem Mut und neuer Entschlossenheit den fundamentalen Risiken unserer Zeit zuwenden. Das gilt für Risiken, die sich so plötzlich manifestieren wie die Pandemie, ebenso wie für solche, die sich schleichend entwickeln, wie der Klimawandel oder der Biodiversitätsverlust. Das Ziel muss Resilienz sein – und zwar nicht im Sinne einer Verteidigung des Status quo, sondern im Sinne der Sicherung einer guten Zukunft.

    Die gegenwärtigen Erfahrungen können dabei Ansporn sein, uns noch entschiedener dem Vorsorgeprinzip zu verschreiben und den Erkenntnissen der Wissenschaft mehr Gehör zu verschaffen. Diese Wochen zeigen, wie viel Veränderung in kurzer Zeit möglich ist, wenn eine gemeinsame Wahrnehmung der Bedrohungslage besteht. Daraus lassen sich Wissen, Hoffnung und Tatkraft schöpfen, um anderen Krisen zu begegnen und um unser Handeln und Wirtschaften an den planetaren Grenzen auszurichten.

    2019 wurde der umweltpolitische Handlungsdruck deutlich wie selten zuvor.  Das zeigte sich in der fortschreitenden Klimaerwärmung und im Insektensterben, bei den Fridays-for-Future-Demonstrationen ebenso wie beim Weltwirtschaftsforum in Davos. Daran hat sich durch die Pandemie nichts geändert. Die Politik muss die Rahmenbedingungen entsprechend ausrichten. Hier ist der Ansatz des European Green Deal vielversprechend. Neu ist, dass jetzt mit Hochdruck Konjunkturpakete geschnürt werden, die die nächsten Jahre und Jahrzehnte prägen werden. Diese müssen so gestaltet werden, dass sie auf die gute Zukunft einzahlen.

    "Build back better." Dieser viel zitierte Satz fordert auf, in der Krise die Chance zu ergreifen, eine bessere Zukunft zu gestalten. Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Dabei steht auch die Wissenschaft in der Pflicht. Sie muss sich den großen gesellschaftlichen Herausforderungen zuwenden mit Mut zur Relevanz. Gleichzeitig sollten bereits bestehenden Erkenntnisse, die jetzt wieder oder immer noch relevant sind, zur Geltung gebracht werden. Hierzu möchten wir beitragen.

    In diesem Newsletter greifen wir Themen auf, die angesichts von COVID-19 besonders relevant erscheinen. Wir heben weiterhin relevante Erkenntnisse der Vergangenheit hervor – etwa zu den Konjunkturpaketen von 2009 –, verweisen auf aktuelle Veröffentlichungen und ausnahmsweise auch auf ein neues Projekt zu Krisenfestigkeit – in diesem Fall von Nahrungsmittelsystemen. Wir wünschen anregende Lektüre und: Bleiben Sie gesund.

    Ihre Dr. Camilla Bausch, Direktorin, Ecologic Institut

  2. Nachhaltigkeitskriterien für Europas Konjunkturprogramme – Veröffentlichung

    Angesichts des Ausnahmezustands der COVID-19-Krise ist die Versuchung groß, mit Konjunkturprogrammen die Wirtschaft von gestern zu stützen. Stattdessen müssen die Konjunkturprogramme und jeder Wirtschaftsimpuls besser wiederaufbauen ("build back better") und zu einer widerstandsfähigen und nachhaltigen Zukunft beitragen. In einem EURACTIV-Op-ed diskutieren hierzu die Direktorinnen und Direktoren von fünf führenden Think-Tanks und Gründerinnen und Gründer des neuen Netzwerks Think Sustainable Europe. Sie argumentieren, dass jeder Impuls von der Wissenschaft ausgehen, die Widerstandsfähigkeit sowie die Solidarität stärken, die Transformation hin zu kohlenstoffarmen, nachhaltigen Gesellschaften unterstützen und den anstehenden Herausforderungen in ihrer Größenordnung gerecht werden muss.

  3. Geld allein macht nicht glücklich – Veröffentlichung

    Wie sehen umweltfreundliche Konjunkturprogramme aus? Dr. Nils Meyer-Ohlendorf zieht im Tagesspiegel eine Bilanz der Hilfspakete der Finanzkrise 2009 und leitet Empfehlungen ab. Vor allem sollten umweltschädliche Maßnahmen klar ausgeschlossen werden. Die not-to-do-Liste ist oft wichtiger als die to-do-Liste.

  4. Klimaschutz in der Corona-Krise verlangsamen? – Veröffentlichung

    Zur Bekämpfung der Corona-Krise gehen Staaten an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit. Soweit sollte es in der Klimapolitik nicht kommen, argumentiert Nils Meyer-Ohlendorf im Tagesspiegel. Eine "Whatever-it-takes-Antwort" für die Bekämpfung der Klimakrise im fortgeschrittenen Stadium ist keine Option. Umso wichtiger sei es, jetzt konsequent zu handeln, schreibt er in seinem Beitrag. Die Bereitschaft dafür könnte in der Bevölkerung gestiegen sein.

  5. Die "Farm to Fork"-Strategie der EU: Was muss als nächstes kommen? – Veröffentlichung

    Am 20. Mai 2020 veröffentlichte die Europäische Kommission ihre lang erwartete "Farm to Fork" bzw. "Vom Hof auf den Tisch"-Strategie. Die Strategie ist ein erster Versuch, langfristige Ziele für ein gesundes, gerechtes und nachhaltiges EU-Ernährungssystem zu definieren, das sowohl die Produktion als auch die Verarbeitung und den Konsum von Lebensmitteln umfasst. Die Strategie zieht auch Schlussfolgerungen aus der Corona-Krise, welche einmal mehr die Abhängigkeit des EU-Nahrungsmittelsystems von globalen Lieferketten verdeutlicht und die Notwendigkeit aufzeigt, die Resilienz gegenüber Krisen – sei es eine Pandemie oder Auswirkungen des Klimawandels – zu erhöhen. Um die Ziele der "Farm to Fork"-Strategie zu erreichen, ist es nun entscheidend, dass ihre Ziele ehrgeizig umgesetzt werden. Die Auswertung des Ecologic Instituts "The EU Farm to Fork Strategy: What needs to come next?" hebt fünf wichtige Schritte für eine ambitionierte Umsetzung der EU "Farm to Fork"-Strategie hervor – auf europäischer, nationaler und regionaler Ebene.

  6. Für eine entschlossene Umweltpolitik in Deutschland und Europa – Diskussion

    Die gegenwärtige globale Pandemie birgt sowohl Risiken als auch Chancen für den Übergang zu einer nachhaltigeren Zukunft in Europa. Bei der digitalen Präsentation des neuesten Umweltgutachtens des Sachverständigenrates für Umweltfragen (SRU) diskutierte Dr. Camilla Bausch mit Prof. Dr. Christian Calliess über die Bedeutung des europäischen Green Deals in dieser Krisenzeit.

  7. (Einweg-)Plastik bleibt trotz und gerade wegen der Pandemie eine Herausforderung!

    Vor der COVID-19-Pandemie war das Plastikmüllproblem in aller Munde und der öffentliche Druck auf politische Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger, den Eintrag von Plastik in die Umwelt zu reduzieren, sehr hoch. Doch nun steigt der Absatz von Einwegprodukten wie Plastikhandschuhen und Masken: In Anbetracht der COVID-19-Krise sind die Vorteile, die (Einweg-)Plastik in der Gesundheitsbranche mit sich bringen, offensichtlich. Es ist jedoch äußerst wichtig, dass entsprechende Produkte richtig entsorgt werden und nicht – wie jetzt vielfach zu sehen – auf Gehwegen und in Hauseingängen landen.

  8. Grüne Erholung durch naturbasierte Lösungen fördern

    Die Bedeutung städtischer Grünflächen hat in den letzten Wochen zunehmend an Aufmerksamkeit gewonnen und bietet vielen Städterinnen und Städtern angesichts der COVID-19-bedingten Abriegelungen einen willkommenen Zufluchtsort. Für diejenigen, die keine privaten Gärten haben, bieten Naturflächen wie Parks, städtische Wälder oder Flussufer eine wertvolle Möglichkeit, sich zu entspannen und körperlich aktiv zu sein. Diese und die allgemeinen Vorteile für die psychische und physische Gesundheit, die sich aus dem Aufenthalt in öffentlich zugänglichen Naturgebieten ergeben, sind gut dokumentiert, haben aber in dieser Situation neue Bedeutung gewonnen. Die städtische Natur umfasst jedoch mehr als nur die Parks und Grünanlagen einer Stadt.

  9. Bekämpfung des Klimawandels: Städten eine Stimme geben – Veröffentlichung

    Der Bürgermeister von London trifft Entscheidungen in den Bereichen Energie, Verkehr und Wohnungsbau für die fast 9 Millionen in der Stadt lebenden Personen. Dies sind mehr Menschen als die gesamte Bevölkerung Österreichs. Gleichzeitig haben die lokalen Regierungen wenig Einfluss auf die kurz- und langfristige Klimapolitik auf nationaler und supranationaler Ebene. Die Stellung globaler Städte wird durch die COVID-19-Pandemie einer harten Belastungsprobe unterzogen. Dadurch rückt die Notwendigkeit eines schnellen und kohärenten Notfallmanagements in Städten sowie die Bemühungen um weltweit nachhaltige Urbanisierungsprozesse und -strategien weiter in den Vordergrund. Ewa Iwaszuk kommentiert den Beitrag globaler Städte zur Erfüllung des SDG 13 (Umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen) im ISPI Dossiers "Global Cities in the Age of Covid-19: Agenda 2030 and Sustainable Development".

  10. Reaktionen auf die Coronavirus-Pandemie 2019-2021 – Veröffentlichung

    Vertreterinnen und Vertreter weltweiter Think-Tanks tauschten sich anlässlich der Coronavirus-Pandemie aus, um einander zu helfen und voneinander zu lernen. R. Andreas Kraemer, Gründer des Ecologic Instituts, fasst die bisherigen Erfahrungen zusammen und konzentriert sich dabei auf die sich verändernde Arbeit von Think Tanks während der Corona-Pandemie. Der Blogeintrag ist Teil einer wachsenden Sammlung, die vom Think Tanks and Civil Societies Program (TTCSP) der University of Pennsylvania herausgegeben wird.

  11. SPRINT-Projekt soll Pestizidreduktion beschleunigen

    Die am 20. Mai 2020 veröffentlichte "Farm to Fork" Strategie zielt darauf ab, die Nachhaltigkeit der Nahrungsmittelsysteme in der EU zu verbessern und damit ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Krisen wie COVID-19 zu stärken. Als besonders wichtiges Element legt die Strategie ein quantifiziertes EU-Reduktionsziel für Pestizide fest: Bis 2030 sollen der Gesamteinsatz und das Risiko chemischer Pestizide um 50% und der Einsatz besonders gefährlicher Pestizide um weitere 50% reduziert werden. Die nächsten Jahre werden entscheidend dafür sein, diese Ziele in praktische Maßnahmen umzusetzen. SPRINT wird als ein neues "Horizont 2020-Projekt"zur Erreichung dieser Ziele beitragen. Als Teil des SPRINT-Konsortiums wird das Ecologic Institut die Arbeiten zur Entwicklung von Transformationspfaden zu einem nachhaltigeren Pflanzenschutz und nachhaltiger Landwirtschaft in der EU koordinieren.

  12. Auswirkungen der Pandemie auf die Ressourcenpolitik

    Die Auswirkungen der Corona-Krise haben den Alltag der Bürgerinnen und Bürger seit Februar/März 2020 massiv verändert. Es ist zu erwarten, dass diese Krise und die damit verbundenen einschneidenden Änderungen in den alltäglichen Abläufen auch Wahrnehmungen, Einstellungen und Deutungsmuster zu aktuellen politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen stark beeinflusst. Im Projekt "Trendradar" wurden im Frühsommer 2019 für die Inanspruchnahme natürlicher Ressourcen relevante Trends und Möglichkeiten der Ressourcenschonung in einer qualitativ-empirischen Online-Community mit mehr als 100 Teilnehmenden aus allen gesellschaftlichen Gruppen intensiv reflektiert.

  13. Wildlife Crime – eine Bedrohung auch der menschlichen Gesundheit

    Chinesischen Behörden zufolge wurde das Corona-Virus auf einem Tiermarkt in Wuhan von wildlebenden Tieren auf den Menschen übertragen. Höchstwahrscheinlich gehen auch Ebola und Aids auf eine Übertragung durch wildlebende Tiere zurück. Neben der ernsthaften Bedrohung der Artenvielfalt und der nachhaltigen Entwicklung stellt die Gefahr für die menschliche Gesundheit somit einen zusätzlichen Grund dar, die Anstrengungen zur Bekämpfung des illegalen Handels und sonstiger Straftaten im Zusammenhang mit wildlebenden Tier- und Pflanzenarten zu verstärken. Über die letzten Jahre hat das Ecologic Institut mehrere Studien zu Umwelt-Compliance und Umweltstrafrecht mit Bezügen zur Artenschutzkriminalität veröffentlicht. Die umfassendste Studie zur Artenschutzkriminalität wurde dem Ausschuss für Umweltfragen, Öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (ENVI) des Europäischen Parlaments im April 2016 in Brüssel vorgestellt.

  14. Lehren aus den Konjunkturprogrammen von 2009 – Analysen des Ecologic Instituts

    Zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise im Jahr 2009 haben viele Staaten Konjunkturprogramme aufgelegt. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen hatten diese Programme einen Gesamtumfang von drei Billionen US-Dollar. Das Ecologic Institut analysierte 2009 die umweltpolitische Wirkung der Konjunkturprogramme in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Österreich, Slowenien, USA, China , Japan, Südkorea sowie die Maßnahmen der EU. 2020 steht die Welt wieder vor einer tiefen Wirtschaftskrise. Die Diskussion um Konjunkturprogramme beginnt und muss die Lehren aus 2009 ziehen.

  15. Think Sustainable Europe: neues Think-Tank-Netzwerk gestartet – News

    Angesichts grundlegender Herausforderungen wie Klimawandel und Verlust der biologischen Vielfalt muss Europa das Tempo und den Ehrgeiz seiner Maßnahmen und Politiken beschleunigen. Diese Politiken und Maßnahmen müssen wissenschaftlich unterstützt werden. Zu diesem Zweck haben sich führende Nachhaltigkeits-Think-Tanks zu Think Sustainable Europe zusammengeschlossen, einem Netzwerk, das politischen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern auf dem ganzen Kontinent fundierte Analysen und Empfehlungen liefern soll.

  16. Ecologic Institut stellt vor: Drei neue Senior Policy Advisor – News

    Ecologic Institut freut sich über drei neue Senior Policy Advisor. Sie bringen eine Fülle an nationaler und internationaler Expertise sowie ein prominentes und vielfältiges Portfolio an Erfahrungen mit. Wir freuen uns, sie an Bord zu haben, um unsere Arbeit und unser Denken in Bezug auf Forschung mit Wirkung und innovative Bildung zu stärken.