Nachhaltiges Wirtschaften: Sozialökologische Transformation des Ernährungssystems
Zukunftsgestaltung durch Beteiligung von Pionieren des Wandels
- Projekt
- Dauer
-
-
Das Projekt "Sozial-ökologische Transformation des Ernährungssystems" (STErn) erarbeitet zwischen Oktober 2020 und Juni 2023 eine politische Roadmap für die Transformation zu einem nachhaltigen Ernährungssystem. In der Roadmap werden kurz-, mittel- und langfristige politische Handlungsoptionen für die Bereiche der Regionalisierung, des Dietary Shifts hin zur pflanzenbasierten Ernährung und der Zukunft der ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft aufgezeigt. Darüber hinaus wird die Rolle des Finanzsektors in der Transformation des Ernährungssystems erörtert.
Hintergrund
Die Ernährungssysteme haben sich weltweit in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Während der sogenannten "Grünen Revolution" in den 1960er Jahren verbreiteten sich neue Technologien und Praktiken, wie etwa die Nutzung von Hochertragssorten, künstlicher Bewässerung, mineralischem Dünger und Pestiziden. Dadurch stieg die Nahrungsmittelproduktion weltweit stark an.
Die starke Intensivierung hat jedoch auch gravierende soziale und ökologische Auswirkungen. Hinzu kommt der sich erhöhende Druck auf natürliche Ressourcen und Ökosysteme durch eine wachsende Weltbevölkerung, steigende Nachfrage nach landwirtschaftlichen Produkten auch außerhalb des Ernährungssektors, sich wandelnde Ernährungsmuster hin zu ressourcenintensiveren tierischen Lebensmitteln sowie stark verarbeiteten Produkten. In diesem Zusammenhang nehmen auch ernährungsbedingte Krankheiten mit alarmierender Geschwindigkeit zu.
Politisch wurden in den letzten Jahren Signale gesetzt: Dass eine sozial-ökologische Transformation des Ernährungssystems angesteuert werden muss, ist etwa in der europäischen "Farm to Fork-Strategie" von 2020 klar benannt. Nun geht es darum, politische Rahmenbedingungen zu schaffen, die der Komplexität der sozial-ökologischen Herausforderungen gerecht werden. Dies ist bislang nur unzureichend der Fall: Ernährungspolitische Themen (Landwirtschaft, Umwelt, Gesundheit, Ernährungssicherheit, Wirtschaftsförderung etc.) sind in verschiedenen Ressorts zersplittert und folgen keiner kohärenten Strategie. Zum Beispiel folgt die agrarpolitische Förderung keinem übergreifenden Ansatz, der von der landwirtschaftlichen Produktion über den Handel und den Konsum bis hin zur Entsorgung/Wiederverwertung denkt. Außerdem stehen wichtige Teilbereiche der Transformation der Ernährungssysteme – wie etwa die Förderung pflanzenbasierter Ernährungsstile - noch nicht konsistent auf der politischen Agenda.
Zukünftig muss es daher darum gehen, Nachhaltigkeitspolitik konsistent auszurichten. Dafür braucht es eine kohärente Roadmap für Politiker*innen, inklusive geeigneter Instrumente, transparenter Indikatoren und besserer Beteiligungsprozesse. Dafür fehlen in einigen zentralen Teilbereichen derzeit noch wissenschaftsbasierte Erkenntnisse. Hier setzt STErn an.
Ziele
Das Projekt "Sozial-ökologische Transformation des Ernährungssystems" (STErn) erarbeitet zwischen Oktober 2020 und Juni 2023 eine politische Roadmap für die Transformation zu einem nachhaltigen Ernährungssystem. In der Roadmap werden kurz-, mittel- und langfristige politische Handlungsoptionen aufgezeigt.
Im Fokus stehen vier Themen:
- Regionalisierung: STErn prüft, welche Relevanz die Umweltpolitik einer Regionalisierung der Ernährung beimessen sollte und analysiert dafür die möglichen Effekte einer stärkeren Regionalisierung der Ernährung in Deutschland. Darauf aufbauend entwickelt es ein umweltpolitisch handhabbares und anschlussfähiges Konzept einer Regionalisierung des Ernährungssystems in Deutschland.
- Pflanzenbasierte Ernährung: Es wird ausgearbeitet, wie der Wandel zu stärker pflanzenbasierten Ernährungsstilen politisch unterstützt werden kann. Dabei sollen hilfreiche politische Interventionen identifiziert und geeignete Indikatoren zur Messung von Erfolg entwickelt und in einer Strategie zusammengeführt werden.
- Weiterentwicklung der Ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft: Es werden Szenarien und (Weiter-)Entwicklungskonzepte für die ökologische Land- und Lebensmittelwirtschaft erarbeitet. Diese zielen nicht nur auf die landwirtschaftliche Erzeugung, sondern umfassen die gesamte Wertschöpfungskette und beziehen die Erfahrungskompetenz von Praxisakteur*innen stark mit ein. Darauf aufbauend werden Handlungsempfehlungen für Politik, Wissenschaft und Praxis abgeleitet.
- Finanzsektor: Als Querschnittsthema wird die Rolle des Finanzsektors in der Transformation des Ernährungssystems analysiert. Darauf aufbauend werden Vorschläge zur Bestimmung nachhaltiger Investitionen im Ernährungsbereich sowie Vorschläge zur verbesserten Finanzierung nachhaltiger Produktions- und Verarbeitungskonzepte entwickelt.
Die Erarbeitung der politischen Roadmap erfolgt in engem Dialog mit relevanten Akteur*innen in Deutschland, die durch Interviews und Workshops involviert werden.
Die Rolle des Ecologic Instituts in STErn
Das Ecologic Institut übernimmt die Gesamtleitung des zusammen mit dem Öko-Instituts, dem BÖLW und e-fect durchgeführten Projekts. Darüber hinaus liegt die Federführung einiger zentraler Arbeitsbereiche beim Ecologic Institut, insbesondere die Erarbeitung von konkreten Strategien und politischen Handlungsansätze im Bereich des 'dietary shifts' hin zu einer pflanzenbasierten Ernährung sowie die Koordinierung zur "Roadmap der Schritte zu einem nachhaltigen Ernährungssystem" mit konkreten bundespolitischen Handlungsempfehlungen und Wirkungsindikatoren.