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Klimawandel und Küstenzonenmanagement

Klimawandel und Küstenzonenmanagement
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Klimawandel und Küstenzonenmanagement

Veranstaltung
Datum
Ort
Berlin, Deutschland
Aktive Rolle
Mike Orbach

Am 14. Oktober 2008 fand ein Ecologic Dinner Dialog zu Ehren von Dr. Michael K. Orbach statt. Orbach ist Professor für Meeresangelegenheiten und – politik (Practice of Marine Affairs and Policy) und Direktor des Meereslabors der Nicholas School of the Environment an der Duke-Universität (Beaufort, North Carolina, USA). Thema des Dinner Dialogs waren die Auswirkungen des Klimawandels auf Küstenregionen und die Möglichkeiten, den damit verbundenen Problemen politisch zu begegnen.

Aus der Erfahrung seiner Besuche unterschiedlicher Küstenregionen der Welt beschrieb Professor Orbach drei verschiedene Typen von Küstenzonenbesiedlung. Welcher dieser Siedlungstypen sich als am anpassungsfähigsten gegenüber den Herausforderungen des Meeresspiegelanstiegs erweisen wird, ist eine offene Frage.

Die deutsche Nordseeküste wurde durch Küstenveränderungen geprägt, die in langsamen Schritten über viele Jahrhunderte hinweg stattfanden. Ihre Bevölkerung ist relativ homogen.

Im Gegensatz dazu erfolgte die Besiedlung der Küstenzonen in den USA in einem relativ kurzen Zeitraum. Die Umwelt wurde sehr rasch in einem zentral gesteuerten Prozess verändert. In Orten wie New Orleans ist die Bevölkerung in unterschiedliche Gruppen aufgespalten, was zu den Schwierigkeiten beigetragen hat, die Folgen des Hurrikans “Katrina” im Jahr 2005 zu bewältigen.

In Ostasien wurde hingegen eine lange Geschichte von traditioneller Nutzung mit geringer Veränderung durch eine ausgesprochen dynamische Entwicklung abgelöst, bei der Siedlungen wie Hongkong immer weiter ins Meer hinein ausgedehnt wurden und werden. Einschneidende Entwicklungen begannen zu einer Zeit, als in den USA bereits starke Stimmen aus der Umweltbewegung gegen weitere Veränderungen der Küstenlandschaft laut wurden.

Als viertes Beispiel lassen Küstenregionen wie die in Ägypten oder Bangladesch anführen, die außerordentlich dicht besiedelt sind und deren Bevölkerung nur über sehr begrenzte Möglichkeiten verfügt, auf einen Anstieg des Meeresspiegels zu reagieren. Zwar wurde bemerkt, dass sich paradoxerweise in manchen Fällen ärmere Bevölkerungen als besser anpassungsfähig erweisen als reichere: Da sie nicht an teure Investitionen in Gebäude und Infrastruktur gebunden sind, fällt es ihnen unter Umständen leichter, Siedlungen in Risikogebieten aufzugeben. Dies ändert selbstverständlich nichts daran, dass dringend Strukturen entwickelt werden müssen, um eine effektive Unterstützung armer Bevölkerungen, die von Landverlust bedroht sind, sicherzustellen. Abgesehen von der möglichen Rolle der Vereinten Nationen (etwa im Rahmen des „Adaptation Fund“ unter dem Kyoto-Protokoll) beginnen sich Beispiele für bilaterale Lösungen (etwa zwischen Indien und den Malediven) abzuzeichnen.

Schwerpunkte der weiteren Diskussion waren Möglichkeiten für die öffentliche Verwaltung, die Wahl von Siedlungs- und Industriestandorten zu steuern, sowie die Gefahren, die Landverlust für Küsten- und Meeresökosysteme mit sich bringt, etwa wenn Industrieanlagen oder Schutzgebiete überflutet werden.

In den USA wurden in der Vergangenheit falsche Anreize geschaffen, indem öffentliche Versicherungen für den Bau in Risikogebieten bereitgestellt wurden. Auch wenn es in Deutschland keine derartigen direkten Anreize gegeben hat, hat die Entscheidung der Bundesregierung nach der Elbeflut im Jahr 2002, Entschädiungszahlungen für Nicht-Versicherte zu leisten, einen problematischen Präzedenzfall für die Zukunft geschaffen. Langfristiges, systemisches Denken zu entwickeln ist ebenso notwendig wie die gesamte Gesellschaft einzubeziehen, um Risikobewusstsein zu schaffen und Akzeptanz für politische und planerische Entscheidungen zu erreichen. Einigkeit bestand darüber, dass es völlig verfehlt wäre, die Handlungsbereiche Klimaschutz und Anpassung gegeneinander auszuspielen. Ebenso wenig darf der Klimawandel losgelöst von anderen wichtigen Themen, wie etwa der Erhaltung der biologischen Vielfalt, behandelt werden. Hierzu hieß es in der Diskussion: „Anpassung ist schon jetzt notwendig, aber wenn wir den Klimawandel nicht an der Ursache bekämpfen, wird es unmöglich werden, ihn in den Griff zu bekommen.“

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Mike Orbach
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Berlin, Deutschland
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