Das "Westfälische System" internationaler Beziehungen, das auf Abgrenzung, Nichteinmischung und Trennung beruht, steht zielorientierter Bewirtschaftung von Umweltgütern und Naturressoucen wie grenzüberschreitenden Gewässern im Wege.  In seinem Beitrag erklärt R. Andreas Kraemer vom Ecologic Institut wie Kooperation von Staaten und die gemeinsame Wahrnehmung von Verantwortung für Gewässer die Grundlage für die Verfassung der USA und die Institutionen der EU geschaffen haben und wie Transnationalismus jetzt das Westfälische System erodiert. Der Artikel steht zum Download zur Verfügung.

Das längere Essay zeichnet die Entwicklung der (heutigen) "Philadelphia Verfassung" der Vereinigten Staaten von Amerika nach, die vom Mount Vernon Compact ausging, einem Vertrag zwischen Virginia und Maryland über die gemeinsame Nutzung des Potomac Flusses und der Chesapeake Bay. Danach wird die Mannheimer Akte, einer Vereinbarung der Rhein-Anrainerstaaten, und ihrer Modelfunktion für die Europäischen Institutionen skizziert. Verträge über Flussgebiete erweisen sich als die Grundlagen für die beiden erfolgreichsten Verfassungen für demokratische Ordnungen über ganze Kontinente.

Die Wasserrahmenrichtlinie der EU (WRRL) entwickelt die internationale Kooperation bei grenzüberschreitenden Gewässern ein Stück weiter und legt Regeln fest, die dem Westfälischen System widersprechen. Am Zusammengehörigkeitsgefühl der Danubier, der Bewohner des Donaugebietes, wird erkennbar: Je mehr internationale Kooperation erforderlich ist und praktiziert wird, um grenzüberschreitenden Umweltschutz zu erreichen und anderen Aufgaben zu erfüllen, desto mehr wird die alte und veraltete internationale Ordnung aufgelöst, die sich nach dem Westfälischen Frieden von 1648 etabliert hat.