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Wie kann der Anbau von Tiefwurzlern gefördert werden?

Bild von Lenka auf Pixabay

Wie kann der Anbau von Tiefwurzlern gefördert werden?

Präsentation
Datum
Ort
Grebenstein, Deutschland
Vortrag

Beim Feldtag "Luzerneanbau und Klimaanpassung" präsentierten Holger Gerdes und Zoritza Kiresiewa (Ecologic Institut) einen Entwurf für ein Politikpapier zum nachhaltigen Unterbodenmanagement in Deutschland. Ziel war es, gemeinsam mit Landwirt:innen, Bodenexpert:innen und politischen Akteur:innen zentrale Empfehlungen zu erarbeiten, wie tiefwurzelnde Kulturen – insbesondere Luzerne – stärker gefördert werden können. Diskutiert wurden vor allem Strategien zur Ertragssicherung in Trockenjahren und Möglichkeiten, politische Rahmenbedingungen so anzupassen, dass der Luzerneanbau attraktiver wird.

Empfehlung 1: Anreize für den Anbau von Luzerne schaffen

Die Teilnehmer:innen hoben hervor, dass Luzerne als mehrjährige Kultur nicht nur wirtschaftliche Vorteile bietet (etwa geringere Anbau- und Betriebskosten gegenüber einjährigen Kulturen), sondern gleichzeitig Humusaufbau, Biodiversitätsschutz und Erosionsprävention fördert. Für eine stärkere Vermarktung von Luzerneprodukten wurden folgende Ansätze vorgeschlagen:

  • Futtermittelproduktion: Einsatz von Grünmehl oder Pellets vorwiegend für Geflügelfutter, da hier hohe Nachfrage besteht.
  • Düngergewinnung: Luzernestängel und -blätter könnten pelletiert und als organischer Dünger genutzt werden. Neue Pelletierungsanlagen wären nötig, um den steigenden Bedarf im ökologischen Landbau zu decken, speziell vor dem Hintergrund verschärfter Düngevorschriften.
  • Weiterverarbeitung und Innovation: Beispielhaft wurde eine On-Farm-Bioraffinerie in Hohenheim (ProGrün) genannt, in der proteinreicher Grünlandschnitt zu Bioplastik verarbeitet wird. Außerdem könnte die Trennung von Blättern und Stängeln weitere Verwendungsmöglichkeiten eröffnen (z. B. Stängel für Papierproduktion). Um dabei Nährstoffverluste zu minimieren, sollten zirkuläre Stoffströme etabliert werden.

Politische Förderprogramme bieten bereits Ansatzpunkte: Ein hessisches Agrarumweltprogramm fördert mehrjährigen Futteranbau über fünf Jahre. Um jedoch die öffentliche und politische Unterstützung zu erhöhen, müssen das ökologische Potenzial (Humusaufbau, Insektenschutz, Erosionsschutz) sowie die wirtschaftlichen Vorteile (Konkurrenzfähigkeit mit Mais) klar kommuniziert werden. Zielgruppenspezifische Informationsmaterialien können Entscheidungsträger:innen für eine Aufnahme entsprechender Maßnahmen in Eco-Schemes (1. Säule) oder Agri-Umweltmaßnahmen (2. Säule) der Gemeinsamen Agrarpolitik gewinnen.

Empfehlung 2: Wissenstransfer verbessern, um Innovationen in die Praxis zu bringen

Ein weiterer Schwerpunkt der Diskussion war, wie praxisnahes Wissen zum Unterbodenmanagement und Luzerneanbau besser vermittelt werden kann. Wichtige Zielgruppen sind dabei:

  • Schulen und Berufsschulen: Abstrakte Begriffe wie "Unterbodenmanagement" sollten durch anschauliche Themen ersetzt werden, etwa Bodenfruchtbarkeit, geschlossene Nährstoffkreisläufe und die Rolle der Luzerne in der Welternährung.
  • Landwirtschaftliche Berater:innen: Diese sollten Schulungen erhalten, damit sie das Thema Unterboden in ihrer Beratungspraxis verankern. Lehrmaterialien müssen regional differenzierte Leitbilder enthalten, die auf lokale Standortbedingungen eingehen.

Außerdem wurde die Einbindung von Praxisakteur:innen in Reallabore betont. Als Beispiel dient das Projekt "Leitbetriebe Ökologischer Landbau in NRW", in dem Landwirt:innen finanziell entschädigt werden, um ihre Mitforschenden-Rolle wahrzunehmen. Entscheidende Aspekte sind hierbei eine angemessene Kompensation von Opportunitätskosten (z. B. Ausfall beim Feldfruchtanbau) und langfristige Förderzeiträume von mindestens zehn Jahren. Die laufende Überarbeitung der Bundesverordnung zur Berufsausbildung zum Landwirt/zur Landwirtin könnte genutzt werden, um Inhalte zum Unterbodenmanagement verbindlich aufzunehmen.

Ausblick und Bedeutung für die Praxis

Die im Workshop formulierten Empfehlungen fließen in das Politikpapier ein, das politischen Entscheidungsträger:innen konkrete Leitlinien zur Förderung tiefwurzelnder Kulturen an die Hand geben soll. Durch die Kombination aus marktorientierten Anreizen und zielgerichtetem Wissenstransfer wird angestrebt, dass Luzerne als klimaresiliente Kultur stärker in der Praxis verankert wird. Dies trägt dazu bei, Unterbodenfunktionen zu verbessern, Trockenheitsrisiken zu verringern und langfristig nachhaltige Fruchtfolgen zu etablieren.

Die tiefwurzelnde Luzerne bietet entscheidende ökologische und ökonomische Vorteile für das Unterbodenmanagement und die Klimaanpassung in der Landwirtschaft.

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Veranstaltung
veranstaltet von
Vortrag
Datum
Ort
Grebenstein, Deutschland
Sprache
Deutsch
Projekt
Projekt-ID
Schlüsselwörter
Luzerneanbau, Klimaanpassung, Unterbodenmanagement, Bioporen, Futterleguminosen, Biogasanlage, Agrarumweltmaßnahme, Wissenstransfer, Reallabore, On-Farm-Bioraffinerie, Bioplastik, Pelletierung, Humusaufbau, Biodiversitätsschutz, Erosionsschutz, Ökologischer Landbau, Entscheidungshilfe
Deutschland
Feldversuch, Wurzelprofil, Langzeitversuch, „Weite Reihe“ Untersaat-System, Praxisbetrieb, Praxisdaten-Analyse, Bioporenanalyse, Mitgestaltungsworkshop, Politikempfehlung, Stakeholder-Dialog, Reallabor (Living Labs), Politikpapier