© BONARES, 2022
The Impact of Subsoil Management on the Delivery of Ecosystem Services
An economic valuation for Germany
- Publikation
- Zitiervorschlag
Ittner, S., Gerdes, H., Kiresiewa, Z. (2022). The impact of subsoil management on the delivery of ecosystem services: An economic valuation for Germany. BonaRes Series. https://doi.org/10.20387/BonaRes-WVC6-YJ14
Wie beeinflusst die Bewirtschaftung des Unterbodens die Bereitstellung von Ökosystemleistungen – und welchen ökonomischen Wert hat das für die Gesellschaft? Diese Fragen stehen im Zentrum einer Studie von Sophie Ittner, Holger Gerdes und Zoritza Kiresiewa vom Ecologic Institut. Auf Basis eines Benefit-Transfer-Ansatzes bewerten die Autor:innen die gesellschaftlichen Kosten und Nutzen zweier Subsoil-Managementmaßnahmen in der deutschen Landwirtschaft. Die Ergebnisse zeigen: Nachhaltige Unterbodenbewirtschaftung kann nicht nur ökologische, sondern auch erhebliche wirtschaftliche Mehrwerte schaffen – und bietet wichtige Ansatzpunkte für eine gezielte Förderung durch die Agrar- und Umweltpolitik.
Unterboden – unterschätzter Hebel für die Bioökonomie
Die Studie beleuchtet das Potenzial eines bislang oft vernachlässigten Bodenteils: des Unterbodens. Dieser speichert Wasser, Kohlenstoff und Nährstoffe – Funktionen, die angesichts klimabedingter Trockenperioden immer relevanter werden. In der Forschungsarbeit wurde untersucht, wie zwei Subsoil-Managementmaßnahmen – mechanische Lockerung mit Komposteinbringung (DLC) und biologische Verbesserung durch Tiefwurzler wie Luzerne – die Bereitstellung von Ökosystemleistungen beeinflussen. Das Ergebnis: Mechanische Maßnahmen steigern den ökonomischen Wert der Bodenleistungen um 54 %, biologische um 23 % – bezogen auf ausgewählte landwirtschaftlich genutzte Flächen in Deutschland.
Monetarisierung macht Unsichtbares sichtbar
Ökosystemleistungen wie Nährstoffkreisläufe, Wasserverfügbarkeit oder Kohlenstoffspeicherung lassen sich schwer in Geld ausdrücken – doch gerade das braucht es, um politische Entscheidungen zu unterstützen. Mittels Benefit Transfer wurden bestehende internationale Bewertungsstudien auf deutsche Verhältnisse übertragen. Dabei ergab sich z. B. für die mechanische Subsoilanwendung ein jährlicher Mehrwert von rund 3,2 Mrd. € bundesweit. Die monetäre Quantifizierung dieser Effekte sensibilisiert für die gesellschaftlichen Gewinne nachhaltiger Bodenbewirtschaftung – auch über den betrieblichen Nutzen hinaus.
Potenziale regional denken, Maßnahmen gezielt fördern
Die Potenziale unterscheiden sich regional: Während die mechanische Methode vor allem in Nordostdeutschland Wirkung entfaltet, ist die biologische Variante stärker in Zentral- und Süddeutschland sinnvoll einsetzbar. Die Analyse der Studie zeigt z. B. für Bayern den größten absoluten Zuwachs an Ökosystemleistungen. Damit liefert die Studie wertvolle Impulse für eine räumlich differenzierte Förderpolitik, die regionale Bodenbedingungen und Klimarisiken berücksichtigt.
Politischer Handlungsbedarf: Vom Wissen zur Maßnahme
Die Studie unterstreicht: Subsoil-Management trägt nicht nur zur Klimaanpassung und Resilienz der Landwirtschaft bei, sondern auch zur ökonomischen Bewertung bisher wenig beachteter Bodenfunktionen. Damit wird ein neues Bewertungsinstrument zur Verfügung gestellt, das die Entwicklung von Förderprogrammen und Anreizsystemen für nachhaltige Bewirtschaftungsformen ermöglichen kann. Entscheidend ist, dass Unsicherheiten und Kontextabhängigkeiten transparent gemacht werden – eine Voraussetzung, um wissenschaftliche Evidenz in praktikable Politikinstrumente zu überführen.