Stadtnatur-Pläne als Strategie für deutsche Kommunen
Empfehlungen zu "Urban Nature Plans" aus der EU-Biodiversitätsstrategie 2030
- Publikation
- Zitiervorschlag
Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.) (2025): Stadtnatur-Pläne als Strategie für deutsche Kommunen. Empfehlungen zu "Urban Nature Plans" aus der EU-Biodiversitätsstrategie 2030. Bonn.
Die EU-Biodiversitätsstrategie 2030 enthält das Ziel, dass alle europäischen Städte mit mehr als 20.000 Einwohnenden "Pläne für die Begrünung" erstellen. Diese Pläne sollen ambitionierte Ziele und Maßnahmen zur Erhaltung der biologischen Vielfalt, zur Förderung des Wohlbefindens von Menschen sowie zu Klimaschutz und -anpassung enthalten und zügig umgesetzt werden. Inzwischen werden diese Pläne von der EU-Kommission als "Stadtnatur-Pläne" bezeichnet. Ziel des hier dokumentierten Vorhabens war es, einen Diskurs um Stadtnatur-Pläne in Deutschland anzuregen und Empfehlungen für Kommunen zu entwickeln.
Analyse bestehender Vorgaben und Forschungsprojekte
In einem ersten Schritt wurden Veröffentlichungen seitens der EU-Kommission und weiterer Organisationen, die darlegen, was unter Stadtnatur-Plänen zu verstehen ist, sowie bereits durchgeführte Forschung- und Entwicklungsvorhaben ausgewertet. Es wurde deutlich, dass es sich bei Stadtnatur-Plänen im Ideal-Typus um komplexe integrierte Planungsvorhaben handelt. Erste Studien deuten darauf hin, dass verschiedene etablierte Planungsinstrumente ähnliche Aspekte wie Stadtnatur-Pläne abdecken, wobei jedoch die formulierten Anforderungen an Stadtnatur-Pläne oft nur in Teilen erfüllt wurden.
Fachdialog: Potenziale und Ambitionen von Stadtnatur-Plänen
In einem Fachdialog wurden die Chancen und Potenziale von Stadtnatur-Plänen für deutsche Kommunen mit Vertreterinnen und Vertretern aus Verbänden, Regierungsorganisationen, Kommunen und Wissenschaft diskutiert. Es wurde herausgestellt, dass sie als ambitionierte, integrierte und schlagkräftige Strategien verstanden werden sollten. Auch wurde betont, dass Stadtnatur-Pläne die vorhandenen Fachpläne nicht ersetzen, sondern ergänzen sollten, indem sie ein klares Bekenntnis der lokalen Politik für mehr und qualitätsvollere Stadtnatur einfordern, Mitwirkung von verschiedenen Akteursgruppen fördern und die Umsetzung von Maßnahmen forcieren.
Workshops zeigen Flexibilität und Handlungsrahmen vor Ort
In vier Workshops wurde das Instrument der Stadtnatur-Pläne mit verschiedenen Kommunen diskutiert. In diesen wurde deutlich, dass Stadtnatur-Pläne flexibel an die lokalen Bedarfe und Kapazitäten anpassbar sein sollten. Dabei reichten die Vorstellungen von flexiblen und aktionsorientierten Strategien bis hin zu komplexen Planungsvorhaben, die Kommunen im Rahmen der Landschafts- oder Freiraumplanung bewältigen können.
Überschneidungen mit etablierten Planungsinstrumenten
Um die Überlappungen von Stadtnatur-Plänen und etablierten Planungsinstrumenten zu ermitteln, wurden Planwerke aus drei verschiedenen Städten analysiert. Dabei wurde deutlich, dass insbesondere Freiraumkonzepte und Landschaftspläne viele Anforderungen von Stadtnatur-Plänen erfüllen können. Im Zusammenspiel unterschiedlicher Planungsinstrumente einer Kommune ist davon auszugehen, dass vornehmlich größere Städte bereits einen guten Teil der Anforderungen erfüllen. Zugleich ist anzunehmen, dass es häufiger Defizite in den Bereichen integrierte Arbeitsweise und Ko-Kreation sowie beim Monitoring gibt. Die Evaluierung der Planwerke bekräftigt die Einschätzung, dass Stadtnatur-Pläne das vorhandene Instrumentarium um innovative und ambitionierte Ansätze ergänzen können.
Leitfaden für Kommunen: Praxiseinstieg und Förderbedarf
Es wurde ein Leitfaden für Kommunen entwickelt, der den Mehrwert von Stadtnatur-Plänen und unterschiedliche Wege zur Umsetzung aufzeigt, und der in dieser Schrift kurz vorgestellt wird. Damit gibt es eine praxisorientierte Grundlage, um das Instrument der Stadtnatur-Pläne in Kommunen zu erproben. Im Rahmen des Vorhabens wurde allerdings auch deutlich, dass Stadtnatur-Pläne als anspruchsvolles Planungsinstrument verstanden werden sollten und dass Kommunen für die Anwendung Unterstützung und Anreize durch Bund und Länder brauchen.