Direkt zum Inhalt

Biologische Vielfalt berücksichtigen in der Städtebauförderung

 
Cover of the publication “Considering Biodiversity in Urban Development Funding” by the German Federal Agency for Nature Conservation (BfN Series 732, 2025). The image shows a forest path with an artistic wooden installation featuring golden speaker-like elements. Authors: Lena Enderich, Rieke Hansen, Rebecca Noebel and Benjamin Kupilas.

© Bundesamt für Naturschutz, 2025

Biologische Vielfalt berücksichtigen in der Städtebauförderung

Empfehlungen zur Integration der biologischen Vielfalt in Fördergebieten der Städtebauförderung

Publikation
Zitiervorschlag

Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.) (2025): Biologische Vielfalt berücksichtigen in der Städtebauförderung. Empfehlungen zur Integration der biologischen Vielfalt in Fördergebieten der Städtebauförderung. Bonn.

Im Fokus dieser Publikation steht die Frage, wie Kommunen Fördermittel der Städtebauförderung gezielt für die Erhaltung und Förderung urbaner Biodiversität einsetzen können. Das Ecologic Institut war im Forschungsprojekt "BioViBeS – Biologische Vielfalt berücksichtigen in der Städtebauförderung" als Kooperationspartner des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) maßgeblich an der Analyse von Best-Practice-Beispielen und der Ableitung praxisorientierter Handlungsfelderund Empfehlungen beteiligt.

Biologische Vielfalt als Schlüssel für nachhaltige Stadtentwicklung

Die integrierte Stadtentwicklung bietet einen idealen Rahmen, um Stadtgrün, Klimaanpassung und Biodiversität miteinander zu verzahnen. Studien zeigen, dass urbane Lebensräume aufgrund ihrer Strukturvielfalt oft artenreicher sind als ihr Umland, jedoch gleichzeitig besonderer Pflege und Vernetzung bedürfen. Nur über ein ganzheitliches Verständnis von "Stadtnatur" – das von Parks über Dachbegrünungen bis zu Kleinst­lebensräumen reicht – lässt sich deren Resilienz gegenüber Klimastress und Zerschneidung sichern.

Drei Handlungsfelder für die Praxis

Aus der Analyse von 52 integrierten Stadtentwicklungskonzepten, Expert:innen-Interviews und Literatur wurden drei zentrale Handlungsfelder identifiziert:

  1. Stadtgrünmaßnahmen: Neuanlage von Grünflächen (z. B. Parks, Trittsteinbiotope), Aufwertung und Vernetzung bestehender Flächen (etwa extensivere Pflege, Entsiegelung), Vernetzung von Freiräumen (Grünzüge, Korridore) und Wiederherstellung naturnaher Strukturen.
  2. Maßnahmen an Gebäuden: Dach- und Fassadenbegrünung sowie Nisthilfen ("Siedlungsarten fördern") zur Schaffung zusätzlicher Habitate direkt am Bauwerk.
  3. Planung & Prozesse: Entwicklung verbindlicher Konzepte (z. B. Biodiversitätsleitlinien), verstärkte interdisziplinäre Zusammenarbeit (Grünflächen­­-, Stadtplanungs- und Umweltämter), frühzeitige Bürger:innen-Beteiligung und Kommunikation, um Akzeptanz und Engagement vor Ort zu fördern.

Synergien mit Klimaschutz und Lebensqualität nutzen

Die neuen Fördervoraussetzungen seit 2020 schreiben Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel explizit vor – und benennen dabei auch die "Erhöhung der Biodiversität" als förderfähige Maßnahme. Kommunen profitieren davon, biologische Vielfalt nicht als isoliertes Thema zu sehen, sondern als integralen Bestandteil klimagerechter Grüninfrastruktur. So können etwa Schwammstadt- und nature-based-solutions-Ansätze Regenwasser managen und gleichzeitig Lebensräume bereithalten; gleichzeitig steigern urbanes Grün und schattenspendende Bäume die Lebensqualität in dicht bebauten Quartieren.

Empfehlungen für Bund und Länder

Zur Verstetigung des Impulses durch das Programm "Zukunft Stadtgrün" sollten Bund und Länder in ihren Förderrichtlinien Biodiversitätsziele klar verankern und Best Practices in Handreichungen beschreiben. Die Autor:innen empfehlen insbesondere:

  • Fördervoraussetzungen konkretisieren: Biodiversitätskriterien in die Programmtexte aufnehmen.
  • Rahmeninformationen bereitstellen: Einheitliches Vokabular und praxisnahe Leitfäden für Kommunen entwickeln.
  • Pflege und Monitoring sichern: Längere Förderzeiträume für Pflegekonzepte und Evaluierungen etablieren.
  • Kompetenzen stärken: Schulungen für Fachpersonal und inter­kommunale Netzwerke (z. B. "Kommunen für biologische Vielfalt") fördern.
Mit unseren Empfehlungen können Kommunen die biologische Vielfalt in Fördergebieten der Städtebauförderung systematisch verankern – für eine vitale, klimaresiliente und lebenswerte Stadtnatur.

Kontakt

Mehr Inhalte aus diesem Projekt

Sprache
Deutsch
Autorenschaft
Rebecca Noebel
Lena Enderich (Hochschule Geisenheim University)
Rieke Hansen (Hochschule Geisenheim University)
Credits

With contributions from Anke Otten, Annika Jeschek, Michael Senck, Linda Mederake, Doris Knoblauch, McKenna Davis and Sandra Naumann

Finanzierung
Veröffentlicht in
BfN-Schriften, 732 | 2025
Verlag
Jahr
Umfang
69 S.
ISBN
978-3-89624-496-3
DOI
Projekt
Projekt-ID
Inhaltsverzeichnis
Schlüsselwörter
urbane Biodiversität, Städtebauförderung, Klimaanpassung, Stadtentwicklung, grüne Infrastruktur
Deutschland, Kommunen, urbane Räume
Best-Practice-Analyse, Expert:innen-Interviews, Stadtentwicklungskonzepte, Monitoring, Entsiegelung