Der Anlageausschuss, das unabhängige Gremium des Ökovision Classic Fonds, mit klaren ethischen, sozialen und ökologischen Kriterien der Pionier unter den nachhaltigen Investmentfonds mit sehr guter Performance wurde zum Ende 2025 nach mehr als 30 Jahren mit über 100 intensiven Sitzungen von der Vermögensverwaltungsgesellschaft Ökoworld aufgelöst. Damit endete auch ein langjähriges Projekt des Ecologic Instituts.
Der Ausschuss war "hinsichtlich der Bestimmung seiner Mitglieder und hinsichtlich seiner Arbeitsweise und Beschlussfassung" unabhängig von der Verwaltungsgesellschaft (Ökovision Profil 1993; Prospekt 1996–2025). Die Mitglieder legten die Geschäftsordnung des Ausschusses und ihre Arbeits- und Entscheidungsprozesse selbst fest und rekrutierten bei Bedarf und Gelegenheit neue Mitglieder für den Ausschuss. Sie konnten die sozialen, ökologischen und weiteren ethischen Anlagekriterien für den Fonds weiterentwickeln, sie so auf dem neuesten Stand halten, Workshops organisieren und Fachexperten einladen sowie eigene Recherchen beauftragen, wofür ein bescheidenes Jahresbudget zur Verfügung stand. Diese Unabhängigkeit war der Garant dafür, dass im Ökovision-Fonds und in der Ökoworld Greenwashing nicht toleriert wurde.
Der diverse Ausschuss bestand aus 11 Expert:innen und Aktivist:innen aus verschiedenen Bereichen der Nachhaltigkeit, die jeweils Perspektiven aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen einbrachten. Die Mitglieder waren tief verwurzelt in Gesellschaft und Wissenschaft, mit starken Netzwerken, professionell engagiert für verschiedene gemeinnützige Ziele, hatten eine kritische, aber wohlwollende Haltung gegenüber den Kapitalmärkten, wollten Kapitalströme umlenken und Lieferketten umgestalten von den vorherrschenden nicht nachhaltigen Geschäftspraktiken hin zu mehr Nachhaltigkeit. Die vielfältige Expertise seiner Mitglieder und ihre Außenperspektiven auf die Finanzwelt waren der Schlüssel zum Erfolg des Ausschusses, des Ökovision-Fonds und letztlich des Unternehmens Ökoworld.
Mitglieder des Anlageausschusses der ersten Stunde waren unter anderem R. Andreas Kraemer (Co-Vorsitz, 1995–2025) und Sebastian Büttner (1995–2016) beide Gründer des Ecologic Instituts, sowie die langjährige Gesellschafterin Christine Jasch (1995–2025). Außerdem wirkten Ecologic Institut Alumna Christiane Gerstetter (2016– 2024) und langjährige Senior Policy Advisor Christine Füll (2014–2023) mit.
Ein tiefes Bekenntnis zu starker Nachhaltigkeit verband die Ausschussmitglieder und wurde detailliert in einer Reihe von Kriterien zur Bewertung von Unternehmen und Ländern festgehalten, die über die Jahre mit zunehmender Erfahrung und neuen Nachhaltigkeitsherausforderungen weiter ausdifferenziert und nuanciert wurden. Beispiele hierfür sind Kriterien zum Einsatz von Stammzellen und Nanotechnologien, zu Lieferverflechtungen mit repressiven Regimen in aller Welt, zu Digitalisierung mit ihren potenziell destabilisierenden Algorithmen, oder zu künstlicher Intelligenz oder Quantentechnologie.
Ökovision und sein Anlageausschuss behielten dadurch eine Vorreiterrolle an der Schnittstelle zwischen neuen Technologien, Geschäftsmodellen und Nachhaltigkeitsfragen. Einige der Mitglieder brachten die Herausforderungen und Dilemmata der Ausschussdiskussionen in die Wissenschaft oder in die Welt der Politikinstitute, NGOs und Think-Tanks ein. Ökovision trug so zur Entwicklung der Nachhaltigkeitswissenschaft sowie zur Politikgestaltung bei.
Gewinner der Zukunft wurden gesucht und gefunden: Unternehmen mit verantwortungsvoller Beschaffung und umwelt- und sozialverträglichen Produkten, Verfahren, Dienstleistungen und Geschäftsmodellen, die durch ihre erfolgreiche wirtschaftliche Tätigkeit und in der Öffentlichkeit aktiv für einen Umbau zu einer gerechteren und nachhaltigeren Gesellschaft wirken.
Die Vision dahinter wurde durch positive Kriterien konkretisiert. Diese beschreiben, was von Unternehmen zu erwarten ist: Ein Leistungsversprechen (value proposition), das zugleich gesellschaftliche Herausforderungen adressiert. Diese Kriterien dienten der Suche nach dem Positiven, nach der Entwicklung, nach der Vision in jedem Unternehmen. Durch strenge negative Kriterien wurde ausgeschlossen, was nicht in eine gerechte und nachhaltige Gesellschaft passt.
Auf der Basis ausführlicher Unternehmensprofile wurde jedes einzelne Unternehmen geprüft, ob es nicht nur das Richtige tut (z. B. sinnvolle Produkte produziert), sondern dabei auch richtig vorgehen und dabei Effizienz, Suffizienz und Transparenz beachtet. Es war ein Suchen und Finden des Positiven, der Entwicklung, dem Willen zur Transformation, der Vision in den Unternehmen.
Impact durch Engagement: Mit den Unternehmen wurde Kontakt aufgenommen. Nicht nur, um Fragen zu stellen, sondern auch um sie auf noch nicht erkannte Herausforderungen hinzuweisen. Aus diesem Engagement des Anlageausschusses wurde letztlich auch die Politik der Ökoworld, Stimmrechte aktiv zu nutzen, um die Transformation der Unternehmen zu mehr Nachhaltigkeit zu beschleunigen.
Aus Fehlern wird man klug: Betrachtet hat der Anlageausschuss auch, wie Unternehmen bei Fehlern reagieren, ob sie offen damit umgehen, lernen und Wiederholungen vermeiden. Die Unternehmen mussten nicht perfekt, aber auf dem richtigen Weg sein, und unterm Strich musste es stimmen. Ein Fokus lag daher auf Trends und Zielen: Was nimmt sich ein Unternehmen vor, wie will es sich transformieren? Welche Ziele setzt es sich und macht es Fortschritte? Dabei steigt der Anspruch im Laufe der Zeit. Jedes Unternehmen wurde spätestens nach drei Jahren erneut vom Anlageausschuss geprüft.
Die Arbeit des Ausschusses war streng getrennt sowohl vom Portfoliomanagement der Ökoworld in Luxemburg als auch von den Nachhaltigkeitsanalysten in Hilden. Während das Recherche-Team in Hilden durch fachkundig ausgearbeitete Unternehmensprofile die Grundlagen für die Diskussionen und Entscheidungen im Ausschuss bereitstellte, akzeptierte das Fondsmanagement in Luxemburg das vom Ausschuss getroffene Auswahl, das "Anlageuniversum", war jedoch frei in der Entscheidung, ob und wann Unternehmensanteile gekauft und verkauft wurden. Diese gegenseitige Unabhängigkeit oder Aufgabenteilung waren ein Grundprinzip der Ökoworld-Philosophie und Kern ihres Erfolgs als Vorbild für andere Nachhaltigkeitsfonds.
Menschen standen im Mittelpunkt: Es ging immer um Menschenrechte und Arbeitsbedingungen in Lieferketten, Arbeitnehmerrechte auch in Ländern mit zunehmend autokratischen Regimen, den Umgang mit Angestellten und Kunden, Gleichstellung im Betrieb sowie die Auswirkungen von Unternehmen auf Gesellschaft und Politik. Auch der Ökovison Fonds wurde von Menschen gemacht; der Anlageausschuss fand seine Entscheidungen im direkten Gespräch, im Diskurs mit dynamischer Gewichtung der jeweils vorliegenden Argumente. Dies braucht Empathie, Haltung und Toleranz; etwas, das kein computerbasiertes Expertensystem zu leisten vermag.
Überzeugende Performance: Mit Ökovision gab es 30 Jahre lang 5 % jährliche Rendite nach Abzug aller Kosten, was sich über die Zeit auf einen Zuwachs von 312 % netto auf 412 %, also das 4-Fache des 1996 investierten Kapitals kumuliert. Und das bei vergleichsweise geringer Volatilität, wie es sich für einen Fonds gehört, der für treuhänderische Anlagen geeignet sein sollte.
Viel wichtiger jedoch: Ökovision war seinen Mitbewerbern in allen Aspekten einer ernst gemeinten, starken Nachhaltigkeit weit voraus.
Zur historischen Einordnung gehört auch die Erinnerung an den "Turnschuhbanker" Oliver Förster von der Ökobank in Frankfurt/Main und den "Sozialarbeiter des Geldes" Alfred Platow in der Versiko, später Ökoworld, in Düsseldorf, in deren Umfeld das Konzept ethisch-ökologischer Fonds als Finanzinstrument entwickelt wurde. Dabei kam der erste Entwurf der Anlagekriterien von Klaus Odenthal von Versiko. Damals galten fairer Handel und umweltverträgliche Produktion als kostenträchtige Extras für Nischenmärkte und in der Welt der Banker und Vermögensverwalter als Renditebremsen. Doch diese verkürzte Sicht wurde überwunden und die globalen Kapitalströme werden zunehmend in nachhaltige Branchen und Investments gelenkt, am deutlichsten erkennbar im globalen Umschwenken von fossilen zu erneuerbaren Energiesystemen. Auch dazu hat der unabhängige Anlageausschuss des Ökovision-Fonds durch seine Arbeit beigetragen.