
© Vrije Universiteit Brussel, 2025
Rolle und Wirksamkeit wissenschaftlicher Beratungsgremien bei der Förderung der EU-Klimapolitik
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Wie können wissenschaftliche Beiräte den politischen Kurs mitgestalten und legitimieren? Diese zentrale Frage stand im Fokus der Roundtable-Debatte "The Role and Effectiveness of Scientific Advisory Bodies in Advancing EU Climate Policy", moderiert von Matthias Duwe (Ecologic Institute). Er führte durch die Diskussion, welche sich mit der Funktion und Wirkung wissenschaftlicher Klimaberatungsgremien im europäischen Kontext befasste.
Wissenschaftliche Expertise als Fundament für Klimapolitik
In einer zunehmend komplexen und politisierten Debattenlandschaft übernehmen wissenschaftliche Beiräte eine essenzielle Rolle: Sie liefern evidenzbasierte und unabhängige Analysen, übersetzen wissenschaftliche Erkenntnisse für Entscheidungsträger:innen und erhöhen so Transparenz, Rechenschaftspflicht und das Vertrauen in politische Prozesse. Beispiele aus dem Vereinigten Königreich, Irland und anderen Ländern zeigen, wie stark mandatierten Gremien dabei helfen, langfristige Klimaziele zu gestalten und konkrete Strategien zu entwickeln – insbesondere, wenn gesetzlich verankerte Reaktionspflichten der Regierungen bestehen.
Relevanz und Herausforderungen in polarisierten Kontexten
Doch Legitimität ist keine Selbstverständlichkeit. In einem Umfeld, das von Desinformation, Populismus und wachsendem Misstrauen geprägt ist, müssen sich wissenschaftliche Beiräte aktiv um ihre Glaubwürdigkeit und Neutralität bemühen. Diskussionen mit Gästen wie Alina Averchenkova (Grantham Research Institute, LSE), François Dejean (European Scientific Advisory Board on Climate Change) und Ben Rhodes (International Climate Councils Network) zeigten, dass es wirksamer Kommunikation bedarf – etwa durch klare Sprache, soziale Medien oder bürgernahe Dialogformate.
EU-weite Koordination und institutionelle Weiterentwicklung
Nicht alle EU-Mitgliedstaaten verfügen über eigene wissenschaftliche Beiräte. Daraus resultiert eine Lücke in der wissenschaftlich begleiteten Governance, die – so der Konsens der Debatte – durch bessere Verzahnung auf europäischer Ebene geschlossen werden könnte. Eine engere Kooperation zwischen nationalen Beiräten und dem Europäischen Wissenschaftlichen Beirat für Klimawandel (ESABCC) könnte für mehr Kohärenz und gleichwertige Beratung sorgen.
Auch die institutionelle Verankerung wurde thematisiert: Der Wunsch nach klaren Mandaten, gesetzlicher Absicherung, hoher Sichtbarkeit in politischen Prozessen und systematischen Rückkopplungsmechanismen an die Regierungen war deutlich. Gleichzeitig wurde diskutiert, wie Beiräte in sensiblen Politikfeldern – etwa Landwirtschaft, Emissionsentnahmen oder klimabedingte Migration – einen wertneutralen, faktenbasierten Rahmen liefern können.
Fazit
Der Roundtable machte deutlich: Wissenschaftliche Klimabeiräte sind zentrale Akteure für glaubwürdige, informierte und zukunftsorientierte Klimapolitik in Europa. Ihre Wirksamkeit hängt jedoch wesentlich davon ab, wie gut sie institutionell eingebettet, kommunikationsstark und politisch unabhängig agieren können – und ob es gelingt, sie besser miteinander zu vernetzen.