Photo: canva.com
Wie sollte die Bioökonomie-Strategie der EU künftige Herausforderungen berücksichtigen, die sich aus den mit der Bioökonomie verbundenen Zielkonflikten ergeben?
- Veranstaltung
- Datum
-
- Ort
- online
- Aktive Rolle
Am 12. Dezember 2024 traf sich im Rahmen des SCALE-UP-Trainingsprogramms der abschließende Workshop des Work Streams 7. 72 Bioökonomie-Akteur:innen aus den SCALE-UP-Fokusregionen und darüber hinaus kamen zusammen, um zentrale Ergebnisse zu reflektieren und Prioritäten für die Aktualisierung der EU-Bioökonomiestrategie abzuleiten. Zoritza Kiresiewa (Ecologic Institut) eröffnete die Session mit der Betonung zweier Ziele: Erstens die Diskussion wesentlicher Themen – wie die Harmonisierung regulatorischer Rahmen, die Integration von Produzentinnen in Wertschöpfungsketten und den Umgang mit Ressourcenkonkurrenzen –, die die zukünftige EU-Bioökonomiestrategie prägen werden, und zweitens die Reflexion über die kumulierten Erkenntnisse aus SCALE-UP der vergangenen Monate und deren Bedeutung für die Politikgestaltung.
Zentrale Präsentationen und praktische Erkenntnisse
- Laura Liepina (GD Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, Europäische Kommission) begann mit einem Überblick über die Ziele der EU-Bioökonomiestrategie und den Zeitplan für den anstehenden Review-Prozess. Sie hob das Potenzial der Bioökonomie hervor, Einkommensmöglichkeiten zu schaffen, Betriebskosten zu senken und Arbeitsplätze zu generieren – insbesondere durch nachhaltige Bio-Düngemittel und Biopestizide – wies jedoch auf Herausforderungen hin, wie die mangelnde Integration von Produzent:innen in Wertschöpfungsketten und bestehende regulatorische Hemmnisse.
- Anschließend adressierte Maria Teresa Borzacchiello (Gemeinsames Forschungszentrum der EU, Knowledge Centre for Bioeconomy) in ihrem Vortrag "Trade-offs in der Bioökonomie" die Rolle politikrelevanter Forschung. Sie erläuterte, wie ein robustes Indikatorenset und adaptive Monitoring-Systeme informierte Entscheidungen ermöglichen. Dabei betonte sie, dass das EU Bioeconomy Monitoring System und das Wissen des JRC entscheidende Werkzeuge für eine anpassungsfähige und effektive Governance sind.
- Jens Günther (Umweltbundesamt, UBA) fokussierte in seinem Vortrag "Relevante Aspekte für nachhaltige Bioökonomie-Politiken" darauf, wie das knappe Potenzial nachhaltiger Biomasse mit steigender Nachfrage und konkurrierenden Landnutzungsinteressen in Einklang gebracht werden kann. Er plädierte für eine Kaskadennutzung von Biomasse, reduzierte Rohstoffbedarfe und den Ausschluss von Biogasanlagen aus Primärbiomasse, um Klima- und Biodiversitätsschutzziele abzusichern.
- In der anschließenden Fragerunde erkundigten sich Teilnehmende unter anderem nach der Abstimmung des Strategie-Updates mit dem Kreislaufwirtschaftsgesetz, dem Biotechnologiegesetz und dem Clean Industrial Act sowie nach der Einbindung jugendlicher Perspektiven (hier wurde die EU Youth Bioeconomy Ambassador Initiative vorgestellt). Außerdem wurde bestätigt, dass alle 14 Maßnahmen der aktuellen Bioökonomiestrategie planmäßig umgesetzt werden.
SCALE-UP-Ergebnisse und politische Relevanz
Nach der Kaffeepause leitete Info Ball (WIP) die Plenardiskussion, in der die drei Handlungsfelder der EU-Bioökonomiestrategie in den Mittelpunkt rückten:
- Stärkung und Skalierung biobasierter Sektoren sowie Mobilisierung von Investitionen,
- schnelle Etablierung lokaler Bioökonomien in ganz Europa und
- Verständnis ökologischer Grenzen der Bioökonomie.
Regionale Partner präsentierten dazu Best-Practice-Beispiele: Die BioFuel Region in Nordschweden als Netzwerk, das Marktakteurinnen verknüpft und regionale Zusammenarbeit vorantreibt; BIOHUBCAT in Katalonien als zentrales Kompetenzzentrum, das Unternehmen und Gründer:innen Ressourcen für kreislauforientierte Bioökonomie bereitstellt; sowie das Terres de Sources-Programm in der Bretagne, das nachhaltige Wasserlösungen durch Hanfanbau fördert und damit neue Wertschöpfungsketten etabliert. In der Abschlussdiskussion wurde hervorgehoben, dass erfolgreiche regionale Bioökonomie-Initiativen häufig von "Champions" abhängen – Personen mit etablierten Netzwerken, Reputation und Mobilisierungskompetenz. Die Teilnehmenden betonten, dass es entscheidend sei, regionale Potenziale zu identifizieren und bestehende Rahmenwerke zu nutzen, um eine wirksame Umsetzung der EU-Bioökonomiestrategie zu gewährleisten.