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Agri-food Systems

 

GoNaturePositive! project, 2025

Agri-food Systems

Sectoral Brief

Publikation
Zitiervorschlag

McDonald, H.; Davis, M; Elkina, E; Kupilas, B; de Vestele, D (2025). Sectoral Brief: Agri-food Systems. GoNaturePositive! Horizon Europe Grant Agreement No. 101135264, European Commission. https://doi.org/10.5281/zenodo.15516986

Dieser Sectoral Brief zu Agri-Food-Systemen zeigt politische Handlungsspielräume auf, um die europäische Landwirtschaft in eine naturpositive Richtung zu lenken und so Ernährungssicherheit mit ökologischer Regeneration zu vereinen. Er enstand im EU-Forschungsprojekt GoNaturePositive!

Agrarwirtschaft im Wandel: Natur versus Ernährungssicherheit

Die Landwirtschaft nimmt in der EU 38 % der gesamten Landfläche ein und übt damit den größten Druck auf heimische Lebensräume aus. Fast die Hälfte (48 %) aller umweltbelastenden Einflüsse auf natürliche Ökosysteme stammen aus Agrar- und Ernährungswirtschaft. Vor diesem Hintergrund zeigt sich, dass der Weg zu einer "Nature-Positive Economy" nicht darin besteht, den Agrarsektor außen vorzulassen, sondern ihn vom Treiber des Biodiversitätsverlustes zu einem Motor ökologischer Regeneration zu transformieren. In den letzten Jahren haben viele Landwirt:innen diese Notwendigkeit erkannt und setzen heute bereits naturverträgliche Konzepte um, die sowohl den Ertrag sichern als auch die Artenvielfalt fördern.

Wachstum organischer Bewirtschaftung und Anreizsysteme

Ein vielversprechender Trend ist das Wachstum des ökologischen Landbaus: Zwischen 2012 und 2021 hat sich der Anteil ökologisch bewirtschafteter Flächen in der EU von 6 % auf 10 % erhöht. Parallel dazu bieten die Eco-Schemes der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) finanzielle Anreize, um nachhaltige Praktiken – etwa die Wiedervernässung von Feuchtgebieten oder die Reduzierung chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel – zu fördern. Gleichzeitig mobilisieren private Brancheninitiativen wie die Sustainable Agriculture Initiative (SAI) Platform oder One Planet Business for Biodiversity (OP2B) Investitionen in regenerative Verfahren: Durch das Farm Sustainability Assessment wurden bereits über 360 000 Betriebe weltweit in ihrem Übergang zu naturverträglichen Produktionsweisen begleitet.

Praxisbeispiele und Hemmnisse in der Politik

Ein besonders inspirierendes Praxisbeispiel stammt aus Flandern (Belgien): Auf einer 150 ha großen Fläche, die zum Teil in Zusammenarbeit mit einem Naturschutzgebiet bewirtschaftet wird, nutzen Landwirt:innen lokal gefährdete Rassen von Rindern, Schafen und Ziegen für extensive Beweidung. Diese naturnahe Haltung minimiert externe Futterimporte, erhält Ökosystemdienstleistungen und stärkt zugleich die lokale Biodiversität. Trotz solcher Leuchtturmprojekte bestehen jedoch erhebliche Barrieren: Die GAP-Direktzahlungen sowie Investitionshilfen belohnen häufig immer noch intensivierte, chemiegestützte Produktion und machen naturverträgliche Bewirtschaftung wirtschaftlich unattraktiv. Es fehlt an ausreichender finanzieller Wertschätzung für Ökosystemdienstleistungen und an verbindlichen Vorgaben, um naturpositive Landwirtschaft langfristig zu stärken.

Weichenstellungen für eine naturpositive Agrarsystemgestaltung

Um die Dynamik hin zu naturpositiven Agrarsystemen zu beschleunigen, müssen politische Rahmenbedingungen gezielt reformiert werden. Die GAP sollte nicht nur entgangene Einnahmen und Zusatzkosten ausgleichen, sondern aktive Leistungen für Biodiversitätsschutz, Humusaufbau und Gewässerqualität vergüten. Die EU Nature Restoration Regulation bietet hier einen Ansatzpunkt, um Wiederherstellungsziele verbindlich umzusetzen und Synergien zwischen Agrar- und Umweltpolitik zu schaffen. Hinzu kommt: Digitale Instrumente wie Blockchain oder KI-gestützte Monitoring-Systeme, die im EU-Aktionsplan für den ökologischen Landbau verankert sind, können Transparenz in der Lieferkette schaffen und Verbraucher:innen für naturpositive Produkte sensibilisieren. Nur durch eine konsequente Verzahnung von Fördermittelvergabe, Renaturierungsmaßnahmen und partizipativen Ansätzen lässt sich die Landwirtschaft so transformieren, dass sie langfristig Ernährungssicherheit gewährleistet und gleichzeitig als Motor ökologischer Erholung wirkt.

Ein naturpositiver Wandel für die Landwirtschaft in der EU: Gleichgewicht zwischen Lebensmittelproduktion und Gesundheit der Ökosysteme

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Sprache
Englisch
Autorenschaft
Douwe De Vestele
Finanzierung
Jahr
Umfang
14 S.
DOI
Projekt
Projekt-ID
Inhaltsverzeichnis
Schlüsselwörter
Nature-Positive Economy, EU-Agriculture, Biodiversitätsverlust, ökologische Regeneration, ökologischer Landbau, Gemeinsame Agrarpolitik (GAP), Ecoschemes, regenerative Landwirtschaft, nachhaltige Landwirtschaft, Ökosystemdienstleistungen, Agri-Food-Sektor, grüne Subventionen, Agroökologie, Biodiversitätsschutz, Europäische Union, EU-Landwirtschaft, europäische Agrarpolitik
Flandern, Belgien, Europa
ökologischer Landbau, agro-ökologische Praktiken, regenerative Anbaumethoden, Farm Sustainability Assessment, CAP-Ecoschemes, Wiedervernässung von Feuchtgebieten, Reduzierung chemischer Pflanzenschutzmittel, extensive Beweidung, naturbasiertes Geschäftsmodell, digitale Instrumente (Künstliche Intelligenz, Blockchain), Agro-Ökotourismus, naturbasierte Lösungen (NbS)