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Opportunities and Limits of Nature-based Solutions: Technical Workshop
- Veranstaltung
- Datum
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- Ort
- Berlin, Deutschland
- Aktive Rolle
Chancen und Grenzen naturbasierter Lösungen: Fachworkshop
Am 23. September 2025 kamen Expert:innen aus Politik, Finanzwesen, Forschung und Zivilgesellschaft in Berlin zum Fachworkshop "Chancen und Grenzen naturbasierter Lösungen" zusammen, organisiert vom Fair Finance Institute. Ziel der Veranstaltung war es, die Risiken und Potenziale naturbasierter Lösungen (NbS) zu beleuchten und kritisch zu diskutieren. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie die Finanzierung von NbS effektiver und gerechter gestaltet werden kann, um das Potenzial für nachhaltige Entwicklung weltweit zu nutzen, Biodiversität zu schützen und Menschen im Globalen Süden zu stärken. McKenna Davis vom Ecologic Institut eröffnete die Veranstaltung mit einer Keynote unter dem Titel "Nature-based Solutions: More than just green? What counts, what works, and what is missing." Die Veranstaltung wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sowie mit Unterstützung der GLS Bank und Engagement Global im Rahmen eines laufenden Projekts organisiert.
Chancen und Herausforderungen einer inklusiven und wirksamen Umsetzung von NbS
In ihrer Keynote erinnerte McKenna Davis daran, dass NbS häufig als Win-Win-Win-Lösungen für Klima, Biodiversität und Gesellschaft dargestellt werden – in der Praxis jedoch kein Allheilmittel sind. Ihre Wirksamkeit hängt von Schutzmechanismen, Rechten und guter Regierungsführung ab. Fehlkonzipierte Projekte können zu Monokulturen, Ausschluss oder Landenteignung führen. Davis betonte, dass klare Standards entscheidend sind, um solche Fehlentwicklungen zu vermeiden und sicherzustellen, dass NbS echte ökologische und soziale Vorteile bringen, ohne Greenwashing oder die missbräuchliche Nutzung als Kompensationsmaßnahmen zu fördern. Sie wies außerdem auf Finanzierungslücken hin: Von den jährlich bis 2030 benötigten 542 Milliarden US-Dollar werden derzeit nur 37 % in NbS investiert. 82 % dieser Mittel stammen aus öffentlichen Haushalten, während private Investitionen gering bleiben. Noch besorgniserregender ist, dass weniger als 10 % dieser Finanzmittel lokale Akteure erreichen – obwohl indigene Völker und lokale Gemeinschaften rund 22 % der weltweiten Biodiversitäts-Hotspots bewirtschaften.
In ihrem Schlussappell forderte sie:
- Finanzreform: Umlenkung schädlicher Subventionen und Ausbau von Mischfinanzierungsmodellen.
- Rechenschaftspflicht: Anwendung robuster Standards, Monitoring von Biodiversitäts- und Sozialwirkungen sowie Verankerung von NbS in einer nature-positive Wirtschaft, die der Mitigationshierarchie folgt.
- Gerechtigkeit und Rechte: Sicherung von Landrechten, Anerkennung indigenen Wissens und Förderung inklusiver Mitgestaltung.
- Globale Kooperation: Austausch über Regionen hinweg, z. B. in EU–LAC-Partnerschaften wie dem INTERLACE-Projekt.
"Naturbasierte Lösungen können kraftvolle Katalysatoren für systemische Transformation sein – aber nur, wenn sie mit Integrität umgesetzt und sowohl an ökologische als auch soziale Bedürfnisse angepasst werden“ – so Davis.
Kritische Stimmen: Risiken von Greenwashing und grünem Kolonialismus
Der zweite Teil des Workshops war kritischen Perspektiven aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft gewidmet, die auf Risiken wie grünen Kolonialismus und die Bedrohung indigener Rechte hinwiesen. Besonders hervorgehoben wurde die Gefahr, dass landbasierte Kohlenstoffspeichermaßnahmen als "nature-based solutions" deklariert werden, ohne reale Vorteile für Natur und Menschen zu bieten – oder im schlimmsten Fall zu einer Form von "grünem Kolonialismus" führen, bei der Land im Globalen Süden für Kompensationszwecke genutzt wird, ohne ausreichende Beteiligung, Rechte oder Entschädigung der betroffenen lokalen Gemeinschaften. Gleichzeitig wurden positive, sozial gerechte Beispiele aus verschiedenen Kontexten vorgestellt. Der abschließende Teil des Workshops konzentrierte sich auf Good-Practice-Beispiele für eine gerechte und inklusive Finanzierung naturbasierter Lösungen, insbesondere mit Erfahrungen und Chancen aus dem Globalen Süden.
Im Workshop wurde deutlich, dass naturbasierte Lösungen ein zentraler Hebel zur Erreichung von Biodiversitäts- und Klimazielen sein können – wenn sie hochwertig, inklusiv und gerecht umgesetzt werden. Entscheidend ist nicht das Label "NbS", sondern ob die Maßnahmen tatsächlich Natur regenerieren, Menschen empowern und Biodiversität schützen.