Forestry
Sectoral Brief
- Publikation
- Zitiervorschlag
Burgos, N; Davis, M; Kupilas, B; Landgrebe-Trinkunaite, R; McDonald, H; Cecchinato, G (2025). Sectoral Brief: Forestry. GoNaturePositive! Horizon Europe Grant Agreement No. 101135264, European Commission. https://doi.org/10.5281/zenodo.15517031
Dieser sektorale Kurzbericht untersucht, wie politische Rahmenbedingungen und praktische Ansätze in der EU die Forstwirtschaft in Richtung einer naturpositiven Wirtschaftsweise lenken können. Er wurde im Rahmen des EU-Forschungsprojekts GoNaturePositive! entwickelt.
Wälder am Scheideweg: Aktueller Stand und Trends
Wälder bedecken heute 39 % der Landfläche der EU – ein Anstieg gegenüber 34 % im Jahr 2000, bedingt durch natürliche Ausbreitung und gezielte Aufforstung. Allerdings sind nur noch 4 % der Wälder unberührt, während 8 % als Plantagen gelten; der Großteil wird naturnah bewirtschaftet. Die Eigentumsverhältnisse verteilen sich auf etwa 60 % private und 40 % öffentliche Flächen. Zwischen 2000 und 2022 sank die Zahl der Beschäftigten in der Forstwirtschaft um 16 % auf 476.300 Personen. Auch die Bruttowertschöpfung des Sektors verringerte sich von 0,21 % auf 0,17 % des EU-BIP.
Herausforderungen und naturpositive Potenziale
Die europäischen Wälder stehen unter wachsendem Druck durch klimabedingte Brände, Dürren, Schädlinge und Stürme – Risiken, die ihre Rolle als Kohlenstoffsenke und Biodiversitätsraum gefährden. Naturpositive Ansätze wie naturnähere Forstwirtschaft, Mischwälder, natürliche Verjüngung und Agroforstsysteme können die ökologische Resilienz stärken. Zusätzliche Hebel sind Zahlungen für Ökosystemleistungen, die Förderung nicht-holzbasierter Waldprodukte sowie multifunktionale Bewirtschaftung, die Holznutzung, Erholung und Naturschutz verbindet.
Politische Hebel für eine naturpositive Forstwirtschaft
Internationale Abkommen wie das Kunming-Montréal Global Biodiversity Framework und das Pariser Klimaabkommen setzen übergeordnete Ziele, während EU-Instrumente – darunter der Europäische Grüne Deal, die EU-Verordnung zur Wiederherstellung der Natur, die EU-Forststrategie 2030 und die Entwaldungsverordnung – konkrete Steuerungsmechanismen bieten. Diese reichen von rechtsverbindlichen Wiederherstellungszielen und biodiversitätsfreundlichen Aufforstungsleitlinien bis hin zu Sorgfaltspflichten entlang globaler Lieferketten. Ihre Wirksamkeit wird jedoch durch uneinheitliche Umsetzung, freiwillige Ansätze und widersprüchliche Budgetprioritäten begrenzt.
Gute Praxis: Öffentliche und private Initiativen als Wegbereiter
Weltweit sind über 430 Millionen Hektar Wald nach FSC- oder PEFC-Standards zertifiziert – ein Motor für nachhaltige Beschaffung und verantwortungsvolle Waldbewirtschaftung. Ein gelungenes Beispiel ist WOWnature in Norditalien: Nach massiven Sturmschäden durch das Unwetter Vaia wird dort in Zusammenarbeit von öffentlichen und privaten Akteuren ein widerstandsfähiger, artenreicher Mischwald aufgebaut. Das Projekt bindet lokale Gemeinschaften ein und zahlt auf das EU-Ziel ein, bis 2030 drei Milliarden neue Bäume zu pflanzen.